Freizeit – Das Problem der Zeit

In diesem Beitrag möchte ich mich damit beschäftigen, wie das Arbeitsleben und der Arbeitsalltag sich auf die Freizeitgestaltung eines Arbeitnehmers auswirken können. Der Fokus wird hierbei auf dem Aspekt der Zeit liegen. Überdies möchte ich Möglichkeiten zeigen, mit diesem Sachverhalt umzugehen. Zunächst eine Lageanalyse.

Die Zeit

An einem gewöhnlichen Wochentag, an dem man acht Stunden gearbeitet, eine Stunde Pause gemacht hat und eine Stunde von und zur Arbeit gefahren ist, bleiben einem im Schnitt vierzehn Stunden vom Tag. Ziehen wir die acht Stunden ab, die man üblicherweise im Bett und (hoffentlich) im Schlaf verbringt, so hat man noch sechs Stunden, die man für “sich” aufwenden kann. Rechnet man jedoch noch die Zeit ein, die es benötigt, das Abendessen zuzubereiten und zu verspeisen, sowie die Zeit die man für den Haushalt und die Körperhygiene braucht, so bleiben einem im besten Fall noch vier Stunden. Zählen wir den Sport mit rein, den man regelmäßig ausüben sollte um langfristig fit und gesund zu sein, kommen wir, bei drei mal zwei Stunden Sport pro Woche, samt Weg zur Sportstätte und zurück, nur noch auf knapp über drei Stunden. Ich gehe der Einfachheit halber davon aus, dass man nichts weiter erledigen muss und diese drei Stunden für sich und seine Interessen nutzen kann. (Sprich, ich rechne alle sozialen Kontakte und sonstige, beispielsweise familiäre, Verpflichtungen erstmal raus, obwohl das sehr unrealistisch ist. Das Wochenende lasse ich bei der gesamten Auseinandersetzung außenvor.)

Am Ende eines Wochentages hat man also nur eine gewisse, relativ geringe, Zeit, sich mit den Dingen zu beschäftigen, mit denen man sich beschäftigen will. Was man in diesen drei Stunden alles machen könnte und wie der Entscheidungsprozess verlaufen kann, werde ich an anderer Stelle näher erläutern. Nun aber möchte ich kurz darauf eingehen, dass die übrige Zeit, nicht immer gleich ist und es auf einen sehr wichtigen Faktor ankommt, um die Qualität der Freizeit festzustellen:

Die Arbeit

Die Auswirkungen der Arbeit auf die Work-Life Balance sind zentral, wie der Begriff selbst bereits vermuten lässt. Die Arbeit ist für die meisten Menschen in der heutigen Zeit die Aktivität, der sie am meisten Zeit widmen (müssen). Ist der Alltag im Beruf dann auch noch anstrengend oder nicht belohnend genug, so kann es, je nach Einstellung, sehr negative Auswirkungen auf die Moral eines Menschen haben. Auch eine fehlende Identifizierung mit dem Arbeitgeber ist ein nicht unwesentlicher Faktor in der Zufriedenheit einer Person mit seinem/ihrem Leben. Mehr hierzu in meinem Beitrag zur Identifizierung mit einem Dienstleister.

Ein wichtiger Vorbehalt für die oben genannte These ist jedoch die Einstellung gegenüber der beruflichen Beschäftigung. Die Work-Life Balance ist eine sehr moderne Theorie, die erst so richtig mit der Empowerement des Arbeitnehmers einherging. War es noch vor 60 Jahren normal, dass man seine Arbeit einfach verrichtet hat, ohne zu hinterfragen, ob denn die Freizeit – oder das “Leben” – nicht zu kurz kommen, so wird man heutzutage geradezu schockiert angesehen, wenn man eine eher pragmatischere Einstellung gegenüber seinen Beruf hegt. Selbstverständlich gibt es auch heute noch viele Menschen, die nicht nach den Benefits (den Vorteilen im Bezug zu einer traditionellen Arbeitsstätte) im Geschäft aus sind, doch sind es längst nicht mehr so viele wie noch zur Zeit des Wirtschaftswunders.

Das heißt also, dass mein Empfinden auf der Arbeit, sich stark darauf auswirken kann, wie viel Motivation und Energie ich am Ende des Tages noch haben werde. Denn wenn man sich ständig überwinden muss zur Arbeit zu gehen am Morgen und die Arbeitszeit nicht vergehen will, kann einem die Disziplin fehlen diese Überwindungen in seinem Privatleben anzugehen. Auch zur Disziplin werde ich in einem anderen Beitrag eingehen.

Meiner Erfahrung nach jedoch kann dies gut ausgeglichen werden, wenn man mehr Freizeit zur Verfügung hat. In dieser kann man dann Kraft tanken, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Der potentielle Kampf mit dem inneren Schweinehund fällt einem leichter, wenn man ausgeruht ist. Doch wie können wir nun unsere Zeit maximieren? Hier einige Optionen.

Externe Maßnahmen

Während vielen Facharbeitern in Deutschland immer mehr Benefits durch ihre Arbeitgeber zugesprochen werden, ist man wohl noch weit davon entfernt, dass eine gesetzliche Reduktion der Arbeitszeit durchgebracht wird. (Das ist beispielsweise in Finnland der Fall, wo die gesetzliche Maximalarbeitszeit bei 40h liegt. Ein Wert der in Deutschland die Richtarbeitszeit zu sein scheint.) Jedoch hat sich eine neue Entwicklung in den letzten Jahren – hauptsächlich durch die Corona Pandemie – bewährt: das Home-Office bzw. Telearbeiten.

Dadurch, dass man für viele Tätigkeiten mittlerweile nicht mehr vor Ort am Arbeitsplatz sitzen muss, sparen sich viele Arbeitnehmer den Weg zur Arbeitsstätte und zurück, wodurch viel Zeit gewonnen werden kann. Auch kann in Pausen oder in inaktiven Phasen die Hausarbeit erledigt werden, wie zum Beispiel das Aufhängen der Wäsche oder das Ausräumen des Geschirrspülers während eines langwierigen Meetings. So kann man sich Zeit vor und/oder nach der Arbeit sparen und ist dennoch mindestens genauso produktiv im geschäftlichen Sinn. Das Telearbeiten hat natürlich nicht nur (diese) positiven Aspekte, doch sind die anderen Gesichtspunkte für diesen Beitrag irrelevant.

Auch Konzepte wie Gleitzeit, also die Möglichkeit seine Arbeitszeit zu variieren (meist in einem vorgegebenen Rahmen mit Kernarbeitszeit), gibt einem viele Möglichkeiten seinen Alltag zu gestalten. So kann man seinen persönlichen Interessen gemütlich nachgehen und sich erst danach der Arbeit widmen, wodurch man die Müdigkeit oder Erschöpfung am Abend umgehen kann. Oder aber man unterbricht das Arbeiten, geht zum Sport und arbeitet nach dem Mittagessen weiter. Auch (die von mir oben weggelassenen) Verpflichtungen können mithilfe von solchen Programmen besser in den Alltag integriert werden.

Die Wege mit den Störquellen klarzukommen sind da, doch hängen die obigen stark vom ausgeübten Beruf, sowie vom Arbeitgeber ab. Schauen wir nun auf die Optionen, die man selbst hat, um seine freie Zeit zu erhöhen.

Persönliche Maßnahmen

Allen voran gibt es einige Dinge, auf die man verzichten kann, um seine freie Zeit zu erhöhen.

Man könnte statt seine Mahlzeiten selbst zuzubereiten, sich sein Essen liefern lassen, oder es auf dem Weg von der Arbeit nach Hause mitbringen. So würde man sich die Zeit in der Küche sparen. Dass das, in den meisten Fällen, nicht gerade gesund ist und den Geldbeutel stark belastet, würde ich diese Option erstmal außenvor lassen.

Eine bessere Alternative hierfür wäre Meal Prepping, also das Vorbereiten von Mahlzeiten beispielsweise am Sonntag. Wenn man diese Technik gemeistert hat, kann man sich unter der Woche, doch einiges an Zeit und Energie sparen, welche man dann für andere Tätigkeiten aufbringen kann. Es braucht dennoch ein wenig Erfahrung, um herauszufinden, welche Gerichte man vorbereiten kann und welche nicht, sowie bei welchen sich der Aufwand lohnt und bei welchen eher weniger. (Manch ein Gericht ist nach 4 Tagen im Kühlschrank, oder nach dem Einfrieren und Wiederauftauen, nicht mehr ganz so genießbar, wie wenn es frisch zubereitet wurde.)

Auch gäbe es die Herangehensweise, einfach keinen Sport mehr zu machen. So würde man sich viel potentielles Leid und das Überwinden des inneren Schweinehunds ersparen. Die Auswirkungen auf die Gesundheit spürt man, wie beispielsweise beim Rauchen, nicht direkt, sondern erst sehr zeitverzögert. Also könnte man damit, theoretisch, ganz gut davon kommen. Bis es dann halt soweit ist, und man die ersten Nebenwirkungen spürt.

Statt Sport komplett wegzulassen, kann man sich überlegen, ob man die Sportart nicht so wählt, dass man möglichst kurz unterwegs ist, oder sogar von zuhause trainiert. Was mir eine Weile sehr zu Gute kam, war ein Fitnessstudio direkt bei meinem Arbeitgeber. So konnte ich nachmittags direkt nach der Arbeit zum Sport und von dort dann heim, wodurch ich mir praktisch den Weg zum Sport und zurück gespart habe.

Stoßzeiten im Verkehr zu vermeiden kann auch einen sehr großen Unterschied machen. Das habe ich vor einigen Jahren gelernt. Als ich Anfing bei einer ca. 30km entfernten Firma zu arbeiten betrug mein Arbeitsweg morgens 50 Minuten, während die Fahrt nachmittags knappe 40 dauerte. Das konnte ich auf 30 Minuten hin und zurück reduzieren, in dem ich vor den Stoßzeiten hin und vor den Stoßzeiten zurück bin. Mein Arbeitsbeginn war somit um 5:45 (als Softwareentwickler wohl gemerkt) und Feierabend hatte ich dann gegen 14:30-14:45, je nach länge der Pausen zwischendrin. Hier können sogar 10 Minuten früher oder später losfahren einen Unterschied von 20 Minuten machen. Diesen Faktor sollte man also nicht unterschätzen, wenn man mit dem Auto ins Geschäft fährt.

Die effektivste Methode wäre natürlich die Reduktion der Arbeitszeit, die für viele jedoch nicht zu stemmen ist, da das dann auch einhergeht mit Einbußen in Sachen Gehalt. Hierfür fehlt es den meisten Menschen in der heutigen Gesellschaft jedoch an finanziellem Spielraum. Wenn man bereit ist beispielsweise ein Fünftel des Gehalts (bei Reduktion von fünf auf vier Tagen) aufzugeben, kann man dadurch viele Freiheiten gewinnen.

Fazit

Alles in allem sehen wir also, dass man als “normaler Arbeitnehmer” nicht viel Spielraum hat, seinen Interessen vollends nachzugehen. Damit sich diese Situation verbessert und man nicht nur mehr Zeit für seine Hobbies haben kann, sondern auch mehr Energie, müssen sich einige Dinge ändern, die, wie es aktuell scheint, noch lange auf sich warten lassen werden. Die eigenen Möglichkeiten sind hingegen nur begrenzt effektiv. Nichtsdestotrotz lösen sie das Problem des hohen Zeitinvests in den Beruf nicht, oder nicht ganz. Hier muss man also schauen, wie man seinen Alltag am besten optimieren kann und sich überlegen ob man nicht vielleicht doch bereit ist ein Stück seiner finanziellen Freiheit gegen wertvolle Lebenszeit einzutauschen.

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