Im heutigen Beitrag möchte ich einem Bewerbungsprozess sprechen, der fast genauso mehrmals stattgefunden hat. Es geht um diejenigen Arbeitgeber, die keinen Spaß an ihrer Arbeit haben oder deren Mitarbeiter diesen Spaß zumindest nicht ausstrahlen.
08/15-Stellenbeschreibung
Dass eine Stellenbeschreibung nicht viel über die die eigentliche Stelle sagt und oft einfach von Leuten geschrieben wird, die nicht sehr viel mit dem Fach zu tun haben, ist heutzutage nichts außergewöhnliches. Meist kann sich ein Bewerber daher wenig unter einem Unternehmen vorstellen. So war es auch bei einigen Stellen, denen ich, genau aus diesem Grund, eine Chance gegeben hatte.
Wie aus meinen vorherigen Beiträgen unschwer herauszulesen, hatte ich im Jahr 2019 eine Menge an Vorstellungsgesprächen – vor allem angetrieben durch eine Recruiterin mit der ich über eine längere Zeit zusammenarbeitete.
Eines dieser Gespräche fand bei einem deutschlandweit agierenden Unternehmen statt, welches große, namhafte Kunden hatte und stolz darauf war. Denn das betonte nicht nur die Recruiterin, nein, auch in der Stellenbeschreibung und im Gespräch selbst wurde ich darauf hingewiesen.
Eine kurze Notiz: Vor allem in Stuttgart ist das Angeben mit solchen Aussagen sehr beliebt. Denn, hat man auch nur einen einzigen Mitarbeiter bei einem Mini-Projekt bei Mercedes-Benz oder bei Porsche (zwei von dutzenden weltberühmten Firmen, die in der Region Stuttgart ansäßig sind und sehr stark auf Dienstleistungsunternehmen setzen), qualifiziert man sich für die Verwendung dieses Satzes.
Ein Dienstleister unter einer Millionen
Abgesehen von dem Prestige der namhaften Kunden, konnten mir meine Ansprechpartner nichts weiter vermitteln, was mich dort spannendes erwarten würde. Nach kurzem Nachfragen kam heraus, dass die Technologien in meinem potentiellen zukünftigen Projekt veraltet waren, da der (namhafte) Kunde auf Altsystemen arbeitete, aber nicht bereit war auf etwas zeitgenössischeres zu wechseln. Das ist per sé erstmal nicht schlecht, doch war das einer der Gründe, warum ich meinen Job in erster Linie wechseln wollte: Altprojekte.
Generell machten die Mitarbeiter mit denen ich sprach, ein Software-Architekt und ein Projektleiter, nicht den Eindruck, als ob sie Lust auf ihre Arbeit hätten. Ich konnte die “Ich bin hier schon so lange, jetzt kann ich auch bis zur Rente bleiben”-Attitüde nach drei Minuten aus den Augen meiner Gesprächspartner ablesen.
Schlussendlich überzeugte mich also nichts von dem Unternehmen, weswegen ich hier ablehnte. Die Recruiterin wirkte traurig, denn ihre “Ansprechpartnerin war so lieb.” Dass mir das nichts bringt habe ich ihr natürlich nicht gesagt.
Sei doch nicht so wählerisch!
Leider war das nicht das einzige Unternehmen, bei dem ich ein solches Gefühl der fehlenden Begeisterung und Motivation erlebt habe. Ganz im Gegenteil, das war mehr die Regel als die Ausnahme.
Diese Erwartungshaltung, die ich hier an den Tag gelegt habe (und wahrscheinlich immer noch legen würde), ist sicherlich ein Luxusproblem. Dass eine Person aus einer älteren Generationen, solch ein Kriterium an seinen potentiellen Arbeitgeber setzt, ist ein Grund, den ich mir selber nennen könnte, weswegen ich anfangen sollte meine Prioritäten zu überdenken.
Auf der anderen Seite sehe ich jedoch die Situation wie sie war: Ich hatte die “Qual der Wahl.” Wenn der Arbeitsmarkt in einer Lage ist, in welcher eine Arbeitnehmerin sich den Arbeitgeber aussuchen kann, so hat die Arbeitnehmerin das Privileg sich ihre Kriterien so zu setzen, dass sie selbst am besten damit fährt. Das geschieht nicht nur bei der Stellensuche, sondern bei sehr vielen anderen Entscheidungsprozessen.
Warum sich also zufriedenstellen mit Mittelmäßigkeit, wenn auch Hochklassigkeit möglich ist?
Zumindest in Anbetracht dessen, dass der finanzielle Spielraum als Softwareentwickler minimal ist, und sich hier nicht viele Filtermöglichkeiten anbieten, müssen andere Kriterien herangezogen werden. Daher der Anspruch an die Mitarbeiter, sich für die Arbeit zu begeistern.
Denn nur wo Begeisterung zu spüren ist, ist wahrhaftige Bindung zum Arbeitgeber möglich. Und dazu ein Hinweis auf einen bestehenden Artikel von mir: Identifizierung mit einem Dienstleister
Mit leeren Händen nach Hause
Am Ende dieser Zeit der Jobsuche blieben meine Standards ähnlich hoch. Ich gab auch nicht nach, trotz einiger hartnäckiger Versuche seitens meiner Recruiterin. Lieber würde ich ewig weitersuchen, als mich den ganzen Tag mit unmotivierten Kollegen zu umgeben.