Aktuell beobachte ich bei mir vermehrt, wie neue Ideen aufkommen, ich mit der Umsetzung beginne, um dann kurz darauf aufzugeben. Gerne würde ich einen Weg erarbeiten, der es mir erlaubt, meine Ziele tatsächlich zu erreichen. Nur wie soll das gehen? Mit diesem Beitrag möchte ich ein wenig Licht in das Dunkle meiner Motivationsdynamik bringen.
Zunächst möchte ich mit einem, meiner Meinung nach, grundlegenden Fehlgedanken aufräumen.
Ideen
Manche Menschen sagen, dass sie so viele Ideen haben, dass ihre Lebenszeit dafür nicht ausreicht, diese umzusetzen oder alleine diese aufzuschreiben, wie beispielsweise Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz das behauptete.
In Selbsthilfebüchern habe ich oft von Leuten wie diesen gelesen und mich immer dumm gefühlt. Gedanken wie “Warum habe ich keine Ideen?”, “Wow, die müssen richtig schlau sein” oder aber auch (klägliche) Erklärungsversuche “Vielleicht haben die eine Störung in der Regulierung der Gehirnhälften, sodass die kreativere, rechte Gehirnhälfte viel öfter zum Vorschein kommt als bei mir” waren dabei nicht unüblich.
Mit der Zeit habe ich dann bemerkt, dass ich ständig Ideen habe, wie wahrscheinlich jeder Mensch da draußen sie auch hat. Es geht meiner Meinung nach nur darum, dass ein jeder von uns lernen muss, wie wir diese Ideen wahrnehmen und uns darüber Gedanken machen.
Damit das funktionieren konnte, musste ich anfangen, meine Ideen und Gedanken festzuhalten. Meditation hilft einem sehr dabei, zu bemerken, dass man ständig Gedankensprünge macht und von einem Thema in das andere wechselt. Dabei entstehen oft Ideen, doch diese gehen im Trubel des Alltags und dem Dickicht der Gedanken schnell wieder unter. Daher gilt es, diese, sobald sie auftauchen, aufzuschreiben. Später kann man sich damit befassen und evaluieren, ob das nur ein Hirngespinst war, oder da wirklich etwas Handfestes dahinter steckt.
Dass ich Ideen wie Sand am Meer habe, habe ich nach Jahren gelernt. Doch was wichtiger ist als eine Idee, ist die Motivation diese anzugehen und dann tatsächlich dranzubleiben. Doch oft sieht meine Motivationskurve so aus.

Um nun herauszufinden, woran das liegen kann, möchte ich auf die Vergangenheit blicken. Vielleicht geben ja die Ziele, die ich für verfolgungswert befunden habe, einen Aufschluss darüber, was wichtig ist bei einem solchen Prozess.
Förderliche Faktoren
Die Projekte oder Ziele, die ich lange verfolgt habe, waren meist welche, die ich mit der Absicht gestartet habe, etwas neues zu lernen oder eine bestehende Fähigkeit auszubauen. Teilweise habe ich so Projekte über Jahre verfolgt (nicht durchgehend). Dadurch habe ich mein Allgemeinwissen stark ausgebaut, aber auch mein Fachwissen in meinem Beruf aufgefrischt und verbessert.
Meine Motivation hielt bei manchen Projekten auch länger an als nur ein paar Wochen oder Monate, vor allem dann, wenn mir die Aktivität selbst zusprach, statt nur das Endziel. So konnte ich sogar, trotz nicht erreichen des mir Vorgenommenen, weiterhin an der Aktivität festhalten.
YouTube und meine damit verbundene Videoproduktion ist der größte Beweis dafür. Ursprünglich hatte ich zum Spaß mit der ganzen Thematik angefangen. Ich wollte wortwörtlich meinen Spielspaß mit der Welt teilen. Das tat ich auch, doch der Erfolg blieb nicht nur aus, er lief förmlich vor mir weg. Das interessierte mich nicht sehr und ich machte weiter, weil es für mich amüsant war Spiele zu kommentieren. Ich blieb über Jahre hinweg dran, obwohl sich eigentlich nichts änderte. Während des ganzen Prozesses lernte ich enorm viel, vor allem was die Verwendung meiner Stimme und der Sprache angeht. Am Ende habe ich im kleinen Rahmen Erfolge feiern können und konnte meine Abenteuer mit einer Menge Menschen teilen.
Disziplin
Disziplin ist vor Allem dann erforderlich, wenn ich Themen angehe, oder Aktivitäten ausführe, auf die ich per sé keine Lust habe. Durch mein Hobby des Krafttrainings, musste ich mich, vor allem zu Beginn, oft dazu zwingen Sport zu treiben. Das lag daran, dass dieser Sport mir an und für sich nichts gegeben hat, außer die körperliche Fitness und die regelmäßigen Erfolge.
Dadurch, dass ich die Regelmäßigkeit aufrecht erhalten wollte, bin ich auch dann zum Sport gegangen, als ich keine Lust hatte (sei es durch Müdigkeit, schlechtes Wetter oder psychische Belastung im Privatleben). So habe ich meine Disziplin verstärken können und war somit auch in anderen Bereichen disziplinierter. Dennoch habe ich auch bemerkt, dass sobald die Erfolge weniger geworden sind und ich, auch hier, auf einem Plateau gelandet bin, es für mich immer schwerer wurde, tatsächlich dann Sport zu treiben. Als sich dann mein Fokus geändert hat und ich nicht mehr so viel Wert darauf gelegt habe, Muskeln aufzubauen, sondern nur noch Sport zu treiben um gesund zu sein, habe ich dann den Draht zu dieser Sportart gänzlich verloren.
Belohnungen
In den letzten Jahren habe ich durch gezielte Belohnungen meine Produktivität um ein Vielfaches gesteigert. Produktivität umfasst in diesem Fall ebenfalls alljene Tätigkeiten, die dazu dienen eines meiner Ziele zu erreichen. Die Menge an Büchern, die ich in einem Jahr lese ist kontinuierlich gestiegen und das lag unter Anderem daran, dass ich mir nach einer Lesesitzung auch eine Entspannungssitzung erlaubt habe. Entspannung heißt für mich auch mal ein YouTube-Video zu gucken, oder eine Folge einer Serie. So habe ich Abwechslung und ein wenig Pause, was bei vielen Aktivitäten ganz hilfreich sein kann. Dabei muss jedoch darauf geachtet werden, dass die Zeit, die ihr eurer Belohnung widmet, nicht ausartet. Für fünfzehn Minuten Lesen, zwei Stunden Serien zu schauen ist nicht verhältnismäßig. Es kann aber ein Anfang sein!
Hinderliche Faktoren
Habe ich mich übernommen mit Ambitionen, so sind selbst Ideen, die mir ursprünglich sehr zugesagt haben, nach spätestens einigen Monaten zum Stehen gekommen. Mehrmals habe ich mich erneut motivieren können, diese wieder aufzunehmen, doch hat es langfristig nicht gereicht, da die Standards und Erwartungen, die ich mir selber gesetzt habe, zu hoch waren.
Auch bei nicht schnell sichtbaren Erfolgen habe ich oft Probleme gehabt am Ball zu bleiben. Hat es lange gedauert bei einer Umsetzung die ersten Fortschritte zu erleben, habe ich die meiste Zeit Probleme gehabt, fortzufahren, oder musste mich regelrecht dazu zwingen weiterzumachen.
Ein Beispiel das beide genannten Faktoren kombiniert: Das Gitarre spielen.
Jahrelang hatte ich eine Gitarre herumliegen, die ich von meinem Onkel als Geschenk bekam als ich etwa sechzehn war. Irgendwann war die Motivation groß genug, dass ich mich bei einem Kurs in der Volkshochschule anmeldete. Ich besuchte den Kurs über zwei Semester und lernte die Basics, aber der Kurs war eher praxisorientiert statt theoretisch. Das war ein Problem für mich, denn die Stücke, die ich privat gerne hörte, waren hauptsächlich klassische Stücke. Ich übte noch Monate nach den Kursen an einem Stück, gelangte auf ein Plateau und konnte mich davon nicht mehr lösen. Dadurch hatte ich erstens keine Erfolge und zweitens sah der Weg zu meinem Ziel sehr lang und steil aus. Ich gab also auf und seitdem habe ich das Gitarre-Spielen nicht wieder ernsthaft aufgenommen.
Zieldefinition
Ein weiterer Faktor, der hinderlich bei der Umsetzung von Ideen ist, ist es sich keine klaren Ziele zu setzen. Klar heißt in diesem Fall, dass diese greifbar sein sollten und am besten auch messbar. So ist es bei mir eigentlich jedes Jahr mit Neujahrsvorsätzen gewesen, bei denen ich mir vornahm “fitter zu werden”, oder “mehr zu lesen.” Mit solchen Aussagen kann man nicht viel Anfangen, weil sie nicht quantifizierbar sind. Wie viel ist mehr? Wann bin ich fitter? So verlaufen sich auch heute noch viele Vorsätze im Sand oder ich komme gar nicht erst von der Stelle.
Im Umkehrschluss ist die Existenz einer solchen Metrik ein förderlicher Faktor. Im Bezug auf das Lesen nehme ich mir seit knapp vier Jahren eine Zahl an Büchern vor, die ich in diesem Jahr gelesen haben will. Ich bin nicht streng mit mir selbst. Wenn ich es mal ein Jahr nicht schaffe, dann ist es eben so, aber über das Jahr hinweg habe ich mein Ziel immer im Auge und jedes Buch bringt mich einen Schritt näher. Das ist ein kleines Erfolgserlebnis. Von ursprünglich null Büchern, bin ich auf vierzig Bücher pro Jahr gelangt und das innerhalb von etwa neun Jahren.
Fazit
Damit kann ich die folgenden Punkte zusammenfassend nennen, auf die ich achten sollte, wenn ich mir Neues vornehme:
- Die Definition einer Metrik zur Erreichung eines Ziels beeinflusst die Wahrnehnung von Erfolgen und Fortschritt. Fehlt diese gänzlich, gibt es kaum Anreize weiterzumachen.
- Disziplin ist förderlich, um am Ball zu bleiben, wobei es alleine nicht ausreicht, um über eine nicht erfüllende Aktivität hinwegzutrösten.
- Ambitionen können zwar motivierend wirken, sollten jedoch in einem realistischen Rahmen gehalten werden. Damit ist der zu erklimmende Berg nicht zu hoch.
- Die richtige Menge an Belohnungen kann helfen, die Motivation zu steigern.
Wie zu sehen ist, sind viele Faktoren stark miteinander verbunden. Im Allgemeinen gilt jedoch, dass ein jeder von uns sich selbst kennenlernen muss, um zu verstehen, wie er oder sie funktioniert. Dementsprechend sollte alles geplant werden. Das ist ein langwieriger Prozess, doch am Ende rückt man mit jeder neuen Erfahrung seinen Zielen näher.